Pressemitteilung: Ergebniss des Verkehrsversuchs in Groß Gerau

Groß-Gerau im Wandel: Verkehrsversuch in der Darmstädter Straße liefert spannende Erkenntnisse

Stadtgesellschaft diskutiert über mehr Grün, Aufenthaltsqualität und die Zukunft der Innenstadt – Abschlussforum am 20.10.

Wie wollen wir in Zukunft in unserer Stadt leben, einkaufen und uns begegnen? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Verkehrsversuchs in der Darmstädter Straße, dessen Ergebnisse nun vorliegen. Im Rahmen des Projekts „Transform-R“ testete die Stadt Groß-Gerau neue Stadtmöbel, mehr Grün und Aspekte der Verkehrsberuhigung, um die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu steigern und die Nutzungsmöglichkeiten zu erweitern. Dabei wurde die Stadt vom Regionalverband FrankfurtRheinMain, der Goethe-Universität Frankfurt und dem Büro Planersocietät begleitet. Die Bilanz: Die Bürger sind engagiert, die Meinungen vielfältig – und die Wünsche an die Stadtentwicklung klar.


Großes Interesse und breite Beteiligung

Die Beteiligung der Bevölkerung war beeindruckend: Über 1.400 Menschen brachten sich in den vergangenen Monaten in die Diskussion ein. Das Projekt setzte dabei auf verschiedene Beteiligungsformate: Eine Online-Befragung mit über 700 Teilnehmenden, eine Passantenbefragung mit knapp 90 zufällig ausgewählten Personen direkt vor Ort, Stakeholderinterviews sowie rund 630 Einwurfzettel, die in der Darmstädter Straße ausgefüllt wurden. Die Mehrheit der Befragten stammt direkt aus Groß-Gerau, insbesondere aus der Kernstadt, was die hohe lokale Relevanz des Themas unterstreicht.

Wer wurde befragt? – Ein Blick auf die Teilnehmenden

Die Zusammensetzung der Befragten zeigt interessante Unterschiede: Während die Online-Befragung vor allem von Anwohnern genutzt wurde, waren es bei der Passantenbefragung überwiegend Kunden und Besucher der Innenstadt. Auch das Alter der Teilnehmenden differierte: Die Passantenbefragung erreichte mit 44 % einen deutlich höheren Anteil an Menschen unter 40 Jahren (Online: 25 %), während die Online-Befragung stärker von der Altersgruppe 40 bis 59 Jahre genutzt wurde.

Warum und wie kommen die Menschen in die Innenstadt?

Die Gründe für einen Besuch der Innenstadt sind vielfältig, doch einige Motive stechen hervor: 84 % der Online-Befragten und 80 % der Passanten kommen zum Einkaufen, gefolgt von privaten Erledigungen wie Arzt- oder Bankbesuchen (79 % Online, 68 % Passanten). Treffen mit Freunden und Freizeitbeschäftigungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Für viele ist die Innenstadt auch Wohn- und Arbeitsort.

Auch beim Thema Mobilität zeigen sich Unterschiede: Während in der Online-Befragung – mit höherem Anteil an Anwohnern – das Auto mit 61 % das meistgenutzte Verkehrsmittel ist, nutzten Passanten häufiger den Umweltverbund: 62 % kamen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit Bus und Bahn. Das unterstreicht die Bedeutung der Innenstadt als fußläufig erreichbares Zentrum, insbesondere für Kunden und Besucher.

Nutzung der Stadtmöbel: Sitzgelegenheiten, Grün und neue Aufenthaltsqualität

Im Zentrum des Verkehrsversuchs stand die temporäre Umgestaltung der Darmstädter Straße mit neuen Stadtmöbeln: Sitzgelegenheiten, Stadtterrassen für Außengastronomie, Radabstellanlagen und Begrünungselemente. Die Nutzung fiel unterschiedlich aus: 69 % der Online-Befragten gaben an, die neuen Angebote noch nicht genutzt zu haben, bei den Passanten waren es 38 %. Besonders beliebt war das Verweilen und Ausruhen, gefolgt von Essen und Trinken sowie Treffen mit Freunden.

Bewertung der Stadtmöbel: Zwischen Zustimmung, Skepsis und klaren Präferenzen

In der Passantenbefragung, die vor allem Kunden und Besucher der Innenstadt erreichte, äußerten sich 49 % positiv bis sehr positiv über die Stadtmöbel, weitere 11 % waren neutral. Nur 40 % bewerteten die Veränderungen negativ oder sehr negativ. Besonders geschätzt wurden die neuen Sitzmöglichkeiten und Stadtterrassen, die das Verweilen und die Aufenthaltsqualität in der Darmstädter Straße deutlich verbesserten. Auch die Begrünungselemente wurden von einer Mehrheit als Bereicherung empfunden. Die Radabstellanlagen erhielten ebenfalls überwiegend positive Rückmeldungen, insbesondere von jüngeren Befragten und Radfahrenden.

Anders sieht es in der Online-Befragung aus, an der vor allem Anwohner teilnahmen: Hier überwog die Skepsis. 62 % bewerteten die Stadtmöbel negativ oder sehr negativ, während 31 % eine positive bis sehr positive Haltung einnahmen. Auffällig ist, dass die Passanten, die die neuen Stadtmöbel häufiger genutzt haben, tendenziell positiver urteilen als die Online-Befragten, von denen viele die Angebote noch nicht ausprobiert hatten – insgesamt 69 % der Online-Befragten gaben an, die Möbel bislang nicht genutzt zu haben. Insgesamt zeigt sich, dass die Umgestaltung zwar kontrovers diskutiert wird, aber auch viele Chancen für eine lebendigere und attraktivere Innenstadt gesehen werden.

Bei der Detailbewertung der einzelnen Elemente zeigt sich: Begrünungselemente und Stadtterrassen werden in beiden Gruppen mehrheitlich als Gewinn für die Aufenthaltsqualität angesehen. Sitzmöglichkeiten und Radabstellanlagen stoßen bei den Passanten auf große Zustimmung, während sie in der Online-Befragung teils kritischer gesehen werden – möglicherweise, weil hier der Wunsch nach Erhalt von Parkplätzen stärker ausgeprägt ist.

Insgesamt zeigt sich: Je näher die Menschen an der Straße unterwegs sind und je mehr sie die neuen Angebote nutzen, desto positiver fällt das Urteil aus. Die Stadtmöbel werden vor allem dann als Bereicherung empfunden, wenn sie aktiv erlebt werden. Gleichzeitig gibt es aber auch deutliche Wünsche nach Nachbesserungen und einer stärkeren Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Nutzergruppen.

Wie verändert sich die Innenstadt durch die Umgestaltung?

Die Umfragen zeigen: Die Innenstadt profitiert vor allem als Ort zum Flanieren und Begegnen. In der Passantenbefragung gaben 54 % an, dass die Umgestaltung die Innenstadt als Begegnungsort gestärkt habe. Auch das Entspannen und das Spielen für Kinder wurden positiver bewertet. Beim Thema Einkaufen hingegen erwartet eine Mehrheit der online Befragten, keine positiven Effekte und stattdessen eine Schwächung der Innenstadt als Ort zum Einkaufen durch die Umgestaltung. Das tatsächliche Einkaufsverhalten der vor Ort befragten Passanten spiegelt diesen Eindruck nicht wider: 71 % kaufen unverändert häufig, weitere 13 % sogar häufiger ein - aber auch 16 % seltener.

Verkehr: Kaum messbare Veränderungen, aber Handlungsbedarf bei Geschwindigkeit

Die Auswertung der Verkehrsdaten zeigt: Die Verkehrsstärken und Durchschnittsgeschwindigkeiten blieben während des Versuchs weitgehend konstant. Ferienzeiten und Veranstaltungen führten zu den üblichen Schwankungen, aber die Umgestaltung selbst hatte keinen nennenswerten Einfluss auf das Verkehrsaufkommen. Allerdings wurden weiterhin erhebliche Geschwindigkeitsüberschreitungen festgestellt, mit Tagesspitzenwerten von über 60 km/h. Hier empfiehlt die Auswertung gezielte Gegenmaßnahmen, um die Sicherheit zu erhöhen.

Wie geht es weiter? – Wünsche und Empfehlungen der Bürger

Die Frage nach einer dauerhaften Umgestaltung der Darmstädter Straße spaltet die Stadtgesellschaft: Während 57 % der Passanten eine dauerhafte Umgestaltung befürworten, sind es bei der Online-Befragung nur 34 %. Besonders die jüngeren Befragten (bis 39 Jahre) sprachen sich für eine Umgestaltung aus. Die Wünsche sind dabei klar: Mehr Grünflächen, Stadtterrassen für Außengastronomie und Ladezonen werden von einer Mehrheit gewünscht. Gleichzeitig bleibt der Erhalt von Parkplätzen ein zentrales Anliegen, insbesondere für Anwohner und Autofahrende.

Fazit: Beteiligung und Dialog sind gefragt

Das Projekt „Transform-R“ hat wichtige Impulse für die Entwicklung der Innenstadt geliefert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bevölkerung eine stärkere Beteiligung an zukünftigen Planungen wünscht. Die Stadtverwaltung sieht in den Ergebnissen eine wertvolle Grundlage für weitere Planungen und wird die Wünsche und Anregungen der Bürger in die nächsten Schritte einfließen lassen. Die Diskussion um die Zukunft der Innenstadt Groß-Geraus ist damit noch nicht beendet – sie hat gerade erst begonnen.

Abschlussforum und weitere Informationen

Um der Öffentlichkeit im Rahmen des Projekts „Transform-R“ abschließend die Möglichkeit zu geben zusammenzukommen und auf den Verkehrsversuch und seine Ergebnisse zurückzublicken, aber auch um dem Wunsch nach Beteiligung und Dialog an der künftigen Entwicklung der Innenstadt gerecht zu werden, findet am 20.10.2025 ein Abschlussforum statt. Beginn ist um 18:30 Uhr in der Riedhalle (Am Sportfeld 1, 64521 Groß-Gerau). Weitere Informationen folgen zu gegebener Zeit.

Die vollständige Auswertung des Verkehrsversuchs sowie weitere Hintergründe zum Projekt stehen auf der Website der Stadt Groß-Gerau zur Verfügung: https://www.gross-gerau.de/B%C3%BCrger-Service-Online-Dienste/Wohnen-Bauen/Projekt-Tansform-R-Stadtm%C3%B6bel/